Den Schmerz der Anderen begreifen – Holocaust und Weltgedächtnis
Zu diesem Vortrag mit Gespräch mit der Autorin Charlotte Wiedemann lädt Amnesty gemeinsam mit dem Ulmer Netz für eine andere Welt e.V., dem Verein Ulmer Weltladen e.V. und dem Förderverein des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm e.V. ein. Wir freuen uns, an diesem Abend zusammen mit Kooperationspartner*innen eine Veranstaltung anbieten zu können, die sicherlich viele Gedanken anstößt und zu intensiver Betrachtung der Thematik anregt.
Mittwoch, 20. März, 19:30 Uhr
Bürgerhaus Mitte, Schaffnerstraße 17, 89073 Ulm
Eintritt 10,00
Welche Opfer sind uns nahe, welche bleiben fern und stumm? Welches Leid hat Stimme, welcher Schmerz spricht zur Welt?
Charlotte Wiedemann sucht in ihrem jüngsten Buch nach Wegen, Erinnerungskulturim Geist globaler Gerechtigkeit neu zu denken. Dazu bringt sie zwei persönliche Anliegen in einen Dialog: Sensibilität und Verantwortung für die Shoah bewahren und eurozentrisches Geschichtsdenken überwinden.
So haben Millionen Kolonialsoldaten gegen Nazi-Deutschland gekämpft, aber bis heute denken wir die Befreiung vom Nationalsozialismus nicht mit der Freiheit und Würde des kolonisierten Menschen zusammen. Parallel zu den Nürnberger Prozessen wurden in den Kolonien nie geahndete Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen – eine moralische Asymmetrie, die bis heute andauert. Erinnerungskulturen sind geprägt vom globalen Machtgefüge; manche Genozide, etwa in Kambodscha, blieben im Hinterhof der Weltgeschichte. Die Holocaust Memory Culture verfügt weltweit über das größte Prestige und die meisten Ressourcen. Aber ist die Judenvernichtung tatsächlich für alle ein universelles Zeichen? Wer will und wer darf sich mit eigenem Schmerz darauf beziehen?
Charlotte Wiedemann (*1954) ist Journalistin und Autorin von Büchern, Essays und Reportagen zu internationalen Themen – viele Jahre mit dem Schwerpunkt „Islamische
Lebenswelten“. Sie hält Vorträge zu interkulturellen Themen, postkolonialem
Denken und Erinnerungskultur. Ihr neuestes Buch „Den Schmerz der Anderen
begreifen“ erschien 2022.