Nachruf Petra Lindner

Es gibt Menschen, ohne die unsere Ulmer Gruppe von Amnesty International in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens weit weniger Effizienz und Reichweite gehabt hätte. Petra gehörte zu den Menschen, die diese Zeit ganz entscheidend mitgeprägt haben. Sie hat unermüdlich und mit viel Herzblut, Phantasie und Kompetenz Einsatz gezeigt und es ist wahrscheinlich nicht übertrieben, wenn wir sagen, dass wohl weltweit einige Menschen ihr ihre Freiheit oder gar ihr Leben verdanken.

Auch auf lokaler Ebene hat Petra entscheidendes mitbewirkt. Hervorzuheben ist ihr Einsatz für die Einrichtung des Behandlungszentrums für Folteropfer in Ulm, das nach langen Jahren der Vorbereitung schließlich 1995 gegründet wurde und bis heute sehr erfolgreich arbeitet. Die Gründung eines derartigen Zentrums mit hauptamtlichen Mitarbeiter*innen bedurfte neben Engagement auch sorgfältige Sachkenntnis in die sich Petra zuverlässig eingearbeitet hat. Ein weiterer Bereich, der ihr sehr am Herzen lag, war die Menschenrechtsbildung, hauptsächlich an Schulen. Auch dieses Arbeitsfeld, das auch heute noch entscheidend das Profil der Ulmer Gruppe mit ausmacht, hat sie sehr entscheidend mitentwickelt und nicht nur leidenschaftlich, sondern auch mit solider Kenntnis vertreten. Zudem vertrat sie die Kernthemen von Amnesty auch auf Veranstaltungen des Gewerkschaftsbundes.

In den Gruppensitzungen war Petra seit vielen Jahren nicht mehr präsent, aus der Distanz hat sie jedoch das Geschehen mitverfolgt und sich bisweilen mit wertvollen Tipps gemeldet. Zuletzt trat sie wieder etwas mehr in Erscheinung und unterstützte die Bemühungen, auch auf der bayrischen Seite der Donau ein Behandlungszentrum zu etablieren.

Petra ist für uns völlig unerwartet verstorben und lässt uns traurig und ratlos zurück. Viele der in den letzten Jahren hinzugekommenen Gruppenmitglieder durften sie nicht mehr persönlich kennenlernen, aber diejenigen, die sich an Petra erinnern, wissen, wen wir verloren haben.

Unser Mitgefühl gilt all denjenigen, die Petra geliebt haben und sie gehen lassen mussten.