Jahresrückblick 2020

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Liebe Freundinnen und Freunde,

Ein seltsames Jahr geht zu Ende. Es hat für viele von Ihnen sicherlich große Veränderungen und Einschnitte mit sich gebracht und wir wünschen und hoffen, dass es Ihnen in all der Veränderung gut ergangen ist. Auch für die Arbeit unserer Amnesty-Gruppe hat es einiges verändert – aber der Lockdown und die Kontaktbeschränkungen haben nicht dazu geführt, dass wir unsere Aktivitäten eingestellt haben. Gerade in diesen Zeiten ist es dringend notwendig, das Engagement für die Einhaltung der Menschenrechte nicht ruhen zu lassen.

Menschenrechtsbildung war wegen der Schulschließungen und der Streichung von Veranstaltungen der Volkshochschulen schwieriger als sonst zu organisieren, allerdings konnten wir vor allem in der Erwachsenenbildung auf Online-Angebote ausweichen. Insgesamt konnten über 50 Vorträge und Web-Seminare zu aktuellen Menschenrechtsthemen stattfinden.

“Hasskriminalität und Diskriminierung – Auswirkung auf Betroffene und unsere Gesellschaft“ war im Januar der vorerst letzte Vortrag der Veranstaltungsreihe unseres Kooperationspartners Stiftung Menschenrechtsbildung. Danach konnten keine weiteren Präsenz-Veranstaltungen mehr stattfinden. Für 2021 ist die Fortführung der Veranstaltungsreihe geplant. Gemeinsam mit der Stiftung arbeiten wir seit dem Frühjahr an einem umfangreichen Videoprojekt Menschenrechte, mit dem wir Bildungseinrichtungen eine breite Vielfalt von Videoclips zur Verfügung stellen wollen. An Schulen können sie fächerübergreifend zur Ergänzung von Unterricht oder als Materialien für das Home-Learning dienen, an Volkshochschulen zur Erweiterung von Online-Angeboten oder als „Fundgrube“ für die Auflockerung von Seminaren und Kursen. Das Angebot reicht von kurzen Sachvideos, Vorträgen und Podiumsgesprächen bis hin zu Liedern und Lesungen. Bitte schauen Sie doch mal rein und empfehlen Sie den Kanal weiter: youtube.stiftung-mrb.de

Trotz der schwierigen Umstände konnten wir, unter Einhaltung der Hygieneregeln, Asylberatungen auch in diesem Jahr sowohl telefonisch als auch persönlich durchführen. Einige Beratungen fanden in den geeigneteren Räumlichkeiten des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm (BFU) statt.  Es gab auch in diesem Jahr einen hohen Beratungsbedarf, nicht zuletzt aufgrund der pandemiebedingten Schwierigkeiten für viele Geflüchtete. Zudem haben wir das BFU bei seiner Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. An der Universität Ulm konnten wir jüngst eine Amnesty-Hochschulgruppe gegen Folter aufbauen, die diese Unterstützung verstärken wird.

Die Not der Menschen, die durch eine Flucht über das Mittelmeer ihr Leben riskieren, machten viele Organisationen, unter ihnen auch wir, gemeinsam mit der Seenotrettungskette im April deutlich. Nach dem 25. Mai erschütterte viele Menschen der gewaltsame Tod des Amerikaners George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in Minneapolis. Unsere Gruppe beteiligte sich an mehreren Mahnwachen unter dem Motto „Black lives matter“. Am Jahrestag der berühmten Rede von Martin Luther King organisierten wir gemeinsam mit „Mein Ich gegen Rassismus“ das Festival „I still have a dream“. Das jährliche „Festival contre le racisme“ der Uni Ulm fand in veränderter Form statt, auch hier waren wir beteiligt. Unfaire Produktionsprozesse mit menschenverachtenden Arbeitsbedingungen sind ein Thema für Amnesty. Daher waren wir als Mitorganisatoren dabei, als Oxfam Ulm Ende September in einer Mahnwache dazu aufrief, das Lieferkettengesetz, das den Entstehungsprozess vieler Konsumgüter genauer überwacht als bisher, endlich auf den Weg zu bringen. Der „Global strike“ von Fridays for future wurde ebenfalls von Amnesty unterstützt, da die Folgen des Klimawandels vielen Menschen die Lebensgrundlage nimmt und sie in ihrer Existenz bedroht.

Nicht weit entfernt in Weißrussland brauchen derzeit viele mutige Menschen Beistand. Die Demonstrant*innen, die seit vielen Wochen unermüdlich Freiheit und Unversehrtheit riskieren, unterstützen wir mit dem Einsatz für die inhaftierte Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa. Über unsere Homepage und im regionalen Rundfunk haben wir zum Einsatz für sie aufgerufen, außerdem haben wir Kulturschaffende in der Region angeschrieben, da Maria, die als Künstlerin seit vielen Jahren auch in Stuttgart arbeitet, viele Unterstützer*innen in der Kulturszene hat.

In der Einzelfallarbeit unterstützen wir weiterhin den ukrainischen Menschenrechtsaktivisten Emir-Usein Kuku in der Haft in Russland. Wir hatten in einer überregionalen Zeitung und der Südwestpresse zu Apellen für ihn aufgerufen. Leider wurde er vor einiger Zeit verlegt und ist nun weit weg von seiner Familie – umso dringender sind aufbauende Nachrichten an ihn, und wir bitten Sie daher wie im vergangenen Jahr, die beigelegte Karte an ihn abzusenden. Der Text bedeutet „Wir unterstützen Dich. Wir sind in Gedanken bei Dir. Bleibe stark.“, das Porto beträgt 0,95 Euro. Die freigelassene Seite können Sie für eine persönliche Nachricht nutzen.

Auch einen ehemaligen Einzelfall greifen wir momentan wieder auf. Der Nigerianer Sulaimon Olufemi sitzt in Saudi-Arabien in der Todeszelle. Der geplante Hinrichtungstermin rückt näher und es müssen noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden, um das zu verhindern. Wir bitten Sie daher, auch den beigelegten Petitionsbrief abzusenden. Für das kommende Jahr planen wir, wieder verstärkt zum Thema Todesstrafe zu arbeiten.

Nicht zuletzt läuft immer noch der jährliche Briefmarathon. In diesem Jahr ist es schwieriger, Briefe zu verteilen. An einigen Orten wie der vh Ulm, dem Ulmer Weltladen und dem Fair-trade-Bekleidungsgeschäft „Fischerins Kleid“ konnten wir dennoch Material auslegen und auch an einem Stand in der Innenstadt wurden Briefe angeboten. Auf www.amnesty,de/kampagnen können Sie sich über die diesjährigen Einzelschicksale informieren und sich ebenfalls einsetzen. Es ist sowohl über den Postweg als auch online möglich.

Für das Jahr 2021 planen wir bereits weitere Aktivitäten. Wir freuen uns, wenn Sie den Einsatz für Menschenrechte auch weiterhin unterstützen möchten. Jede Hilfe ist willkommen, und auch über neue Gesichter in der Gruppe freuen wir uns immer. Informationen zu den Treffen der Gruppen finden Sie auf https://amnesty-ulm.de/gruppen-im-bezirk-ulm/.

Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start in das Jahr 2021

Mit freundlichen Grüßen

Für den Amnesty-Bezirk Ulm/Neu-Ulm

Jana Bächle, Annemarie Brückner, Britta Kohler, Johannes Schlichenmaier, Urs M. Fiechtner, Lisa Holdik, Sasy Simangwi, Stéphane Francin und Heike Singer

 

14. März 2021