Auf Initiative von Amnesty International Ulm und des Fördervereins für das Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm (BFU) haben bisher fast 100 Organisationen und Vereine aus der Zivilgesellschaft eine “Ulmer und Neu-Ulmer Erklärung für eine menschenrechtliche und solidarische Flüchtlingspolitik” mit unterzeichnet. Über 50 Stadträte/innen und andere Funktionsträger/innen aus Ulm und Neu-Ulm haben sich angeschlossen. Die Erklärung richtet sich gegen die Auswüchse in der aktuellen Asyldebatte und ruft zu einer Stärkung der Zivilgesellschaft auf. Insbesondere wird dazu aufgerufen, sich aktiv in den Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingshelfer-Kreisen zu engagieren.
Wir bitten Euch um Eure Unterstützung: schließt Euch dem Aufruf an oder initiiert eine ähnliche Initiative in Eurer Stadt! Die Unterzeichnerliste ist jetzt offen für alle im Großraum Ulm. Wer unterschreiben und den Aufruf unterstützen will, schreibt bitte eine kurze E-Mail (Name, Wohnort, ggf Beruf/Funktion) an ulmer-erklaerung@amnesty-ulm.de.
Sehr freuen würden wir uns, wenn Ihr den Aufruf zur Stärkung der Zivilgesellschaft wörtlich nehmt und in Eurem Freundes- und Bekanntenkreis für eine aktive Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingshelferkreisen eintretet.
Insbesondere der Förderverein für das BFU, das BFU und Amnesty International würden sich über weitere ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sehr freuen. Kontakte:
Förderverein für das BFU, Info: www.foerderverein-bfu-ulm.de Kontakt: info@foerderverein-bfu-ulm.de
Amnesty International Ulm/Neu-Ulm, Info: www.amnesty-ulm.de Kontakt: ulmer-erklaerung@amnesty-ulm.de
Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm/Neu-Ulm (sucht vor allem ehrenamtliche “Paten/innen” zur Unterstützung der Sozialarbeit): Kontakt: T. 0731 – 88 07 08 90, bfu@rehaverein.de
Ulmer/Neu-Ulmer Erklärung für eine menschenrechtliche und solidarische Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa
„Wir haben unser Zuhause und damit die Vertrautheit des Alltags verloren“, schrieb die deutsche Philosophin Hannah Arendt im Januar 1943 in einem Aufsatz mit dem Titel „Wir Flüchtlinge“. Und weiter: „Die Hölle ist keine religiöse Vorstellung mehr und kein Phantasiegebilde, sondern so wirklich wie Häuser, Steine und Bäume.“ Hannah Arendt war vor dem nationalsozialistischen Terror geflohen und musste nun erfahren, was es heißt, Flüchtling zu sein; was dabei alles verloren geht, was zerstört wird. Aber: Sie war gerettet, hatte Zuflucht in einem Land gefunden, dessen Grenzen sie schützten.
Heute müssen wir erleben, dass in einem Land, aus dem Hannah Arendt einst geflohen war, Menschen als „Asyl-Touristen“ diffamiert werden und Menschen, die ihnen helfen wollen, als „Anti-Abschiebe-Industrie“. Menschen, die ihre Heimat wegen Krieg, Terror, Menschenrechts-verbrechen, sozialer und/oder wirtschaftlicher Not und Ausbeutung verlassen müssen, finden an den europäischen Grenzen keinen Ort der Zuflucht mehr, sondern einen Ort der Abschreckung, des Stacheldrahts – und des Todes.
Die Abschreckung, die Ablehnung und Abwehr, die sprachliche und politische Um-wandlung von Menschen in Zahlen und Statistikgrößen, die Entwicklung eines kollektiven europäischen Asylverweigerungssystems, der Aufbau von Orten des Elends und der Entrechtung, die Pakte mit diktatorischen Machthabern und auto-ritären Regimes, die sich freikaufen von Kritik oder Sanktionen für ihre Verbrechen, all das zeigt sich als Abgesang auf die sonst so oft beschworenen europäischen Werte: auf Menschenrechte, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit. In diesem Rahmen erleben wir keine „Flüchtlingskrise“, sondern eine fundamentale Menschen-rechtskrise.
Die gegenwärtigen Angriffe richten sich nicht allein gegen Menschen auf der Flucht. Sie richten sich gegen die zivile Gesellschaft und die Universalität der Menschen-rechte schlechthin.
Diesen Entwicklungen setzen wir in der Region Ulm/Neu-Ulm entgegen: die Idee – und die Realität – der Menschenrechte, der Menschenwürde und der Rechtsstaatlichkeit. Wir brauchen ein offenes, ein ehrliches, ein freundliches – kurz: ein menschliches Land. Wir brauchen eine gestärkte Zivilgesellschaft, um mit Toleranz und Zivilcourage dem Hass und der Gewalt in diesem Land ein Ende zu setzen, unsere Grund- und Menschenrechte zu bewahren und das Völkerrecht zu verteidigen.
Es genügt nicht mehr, auf die Erosion der Menschenrechte in unserem Land mit bloßer Betroffenheit oder Kopfschütteln zu reagieren. Wir rufen dazu auf, der Zivilgesellschaft den Rücken zu stärken, aktiv an ihr mitzuwirken und die Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingshelfer*innen zu unterstützen. Kein „Staatsnotstand“ bricht aus, wenn Menschen auf der Flucht sind. Aber Staatsnotstand bricht aus, wenn Menschen bei uns zum Freiwild werden. Es geht um die Fundamente unseres Zusammenlebens – in Ulm, Neu-Ulm und anderswo.
Förderverein für das Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm & Amnesty International Ulm/Neu-Ulm
Erstunterzeichner (Stand 25.07.2018):
AfroDeutsches Forum e. V. Ulm
AG West e. V., Verein für Jugendhilfe und soziale Arbeit im Ulmer Westen
AK Flucht&Asyl, Uni Ulm
Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Ulm e. V.
Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm
Behindertenstiftung Tannenhof
Bündnis für eine agrogentechnikfreie Region (um) Ulm
Bündnis Menschenrechtsbildung e. V.
Bündnis STOP TTIP, CETA, TISA, MERCOSUR, JEFTA Alb-Donau-Iller für einen gerechten und fairen Handel
BUND-Regionalverband Donau-Iller
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer – BAfF e. V.
Caritas Ulm-Alb-Donau
Chor Kontrapunkt Ulm e. V.
DER PARITÄTISCHE Kreisverband Ulm/Alb-Donau
DGB Hochschulgruppe Uni Ulm
DGB Südwürttemberg
Diakonieverband Ulm/Alb-Donau
Diakonisches Werk Neu-Ulm e. V.
Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für alle Mitarbeitenden in den trauma- und fluchtbezogenen Projekten
Festival Contre Le Racisme Ulm
Flüchtlingsrat Ulm/Alb-Donaukreis e. V.
Forum Migration Ulm
Freiwilligenagentur „engagiert in ulm“ e. V.
Freundeskreis Asyl Elchingen
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Südwürttemberg
Dekan Ernst-Wilhelm Gohl für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
(ACK) Ulm/Neu-Ulm
Haus Unterm Regenbogen – Verein Eine Welt & Erinnerungsarbeit Herrlingen e. V.
Helferkreis Erbach e. V.
Initiative „Stopp Abschiebung“
Interkultureller Garten Ulm
Internationaler Bund e. V., Region Schwaben
IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V., Region Süd/Ulm
Lateinamerika-Komitee e. V. Ulm
lokale agenda ulm 21
LWV.Eingliederungshilfe GmbH, Tannenhof Ulm
Nachhilfe für erwachsene Geflüchtete, Uni Ulm
NaturFreunde Ulm e. V.
Offene Kirche Ulm/Blaubeuren
Partnerschaft Ulm-Tukuyu (Tansania)
Politischer Stammtisch Ulm/Neu-Ulm
Refugio Villingen-Schwenningen e. V. – Psychosoziales Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge
RehaVerein für soziale Psychiatrie Donau-Alb e. V.
Stiftung Menschenrechtsbildung Ulm
terre des hommes Deutschland e. V./AG Ulm-Neu-Ulm
Tibet Initiative Deutschland e. V., Regionalgruppe Ulm/Neu-Ulm
Kirsten Tretter, Eine-Welt-Regionalpromotorin Ulm
Ulmer Ärzteinitiative, Regionalgruppe der IPPNW
Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung e. V.
Ulmer LEA Leseklub
Ulmer Netz für eine andere Welt e. V.
ver.di Bezirk Ostwürttemberg-Ulm
Verein für Friedensarbeit e. V.
Verein Ulmer Weltladen e. V.
Welcome Café Hochschulgruppe Uni Ulm
Zentrale Bürgeragentur (ZEBRA) e. V. Ulm
Zugvögel, Grenzen überwinden e. V. Ulm